Schnelligkeit beginnt im Gehirn
Zwei Fußballer testen den SpeedCourt, ein interaktives Trainingsgerät
Lüneburg. Bayern München hat ihn, Real Madrid hat ihn – und Lüneburg hat ihn jetzt auch. Den „SpeedCourt“, einen interaktiven Trainingsboden. Seit Kurzem steht er im Therapie- und Trainingszentrum „Halle Eins“. Dessen Inhaber Lars Hohenstein ist begeistert: „Damit können wir Athleten und Patienten vielfältige Trainingsmöglichkeiten bieten.“ Einige Fußballer und Embsens Handballer haben den SpeedCourt bereits ausprobiert.
Übungen gehen sofort in die Oberschenkel
Für ein Video von LZsport haben jetzt die beiden Kicker Lennart Holzhütter vom TSV Bardowick und Panagiotis Kafetzakis vom TuS Neetze den Test gemacht. Schon nach den ersten Übungen müssen sie kräftig durchschnaufen. „Das macht viel Spaß, ist aber auch sehr fordernd und anstrengend“, meint Holzhütter. „Mann spürt seine Oberschenkel.“
Auf dem 6,50 x 6,50 Meter großen Hallenboden befinden sich 9 gelbe Quadrate. Sie sind mit Sensoren ausgestattet und müssen von den Sportlern im schnellen Wechsel angelaufen werden. Die Laufwege werden auf einem großen Bildschirm vorgegeben und müssen blitzschnell umgesetzt werden. „Das Training verbessert die Reaktionsgeschwindigkeit und Agilität“, sagt Hohenstein. „Richtungswechsel werden extrem stark trainiert. Aber es geht auch um kognitive Schnelligkeit.“
Das Gehirn muss die Vorgaben schnell erfassen und reagieren. Die Übungen können auch als Wettbewerb durchgeführt werden. So liefern sich Holzhütter und Kafetzakis ein ganz enges Rennen. Bei jeder Übung liegen sie am Ende nur Sekundenbruchteile auseinander. Die kurzen, schnellen Antritte und Richtungswechsel sind ähnlich wie beim Gegenpressing im Fußball. Aber auch Athleten aus Sportarten wie Badminton, Tennis oder Basketball kann der SpeedCourt weiterbringen.
Auch für Reha-Patienten möchte Hohenstein das Gerät einsetzen. Es misst, wie stark welches Bein benutzt wird. „Wir können gezielt das schwache Bein trainieren, damit es wieder voll belastet wird.“ Auch Schlaganfall-Patienten können damit behandelt werden, indem sie sich vorgegebene Felder einprägen und dann ablaufen müssen.
Revanche steigt bald auf dem Rasen
Zwei Tage brauchte die Herstellerfirma aus Baden-Württemberg, um den Boden und die darunter verlaufende, aufwendige Technik zu installieren. „Auch in der NBA in den USA und im russischen Fußball ist die Firma viel unterwegs“, hat Hohenstein erfahren.
Nicht nur Profis, auch die Amateurkicker Holzhütter und Kafetzakis sind angetan vom Trainingsgerät. Nach diversen Übungen hat der Neetzer Verteidiger letztlich hauchdünn die Nase vorn. Ihr nächstes Duell wollen sie sich aber draußen auf dem Rasen liefern – in der Meisterrunde der Bezirksliga.
Foto: Frank Lübberstedt
Beitrag: Frank Lübberstedt
Erschienen am 13. Januar 2022 in der LZonline